»Als Mensch mit einer Behinderung bist du anders, aber ich bin noch mal anders anders.«, sagt Vivien. Sie ist 15 Jahre alt und hat FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder). Ihre leibliche Mutter hatte während der Schwangerschaft Alkohol getrunken, was eine häufige Ursache für angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen, hirnorganische Beeinträchtigungen, Entwicklungsstörungen und extreme Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern ist. Viviens Alltag muss ihre Pflegemutter gestalten und begleiten. Auf Zetteln hat sie notiert, was zu tun ist: Zähneputzen, Abschminken, Bettmachen – alltägliche Sachen, die viele Menschen verinnerlicht haben. Viviens Problem ist, dass vielen ihre Einschränkungen nicht auffallen. Sie wirkt sehr angepasst, auch in der Schule kommt sie mit. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Menschen mit FASD soziale Regeln schlecht einhalten können und auch leichter beeinflussbar sind. Vivien hat zudem ein hohes Aggressionspotenzial, wodurch sie starke Beruhigungsmittel nehmen muss.
Die dokumentarische Filmreihe porträtiert Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit FASD zwischen 8 und 36 Jahren in ihren (Pflege-)Familien. Der Fokus liegt auf dem Erleben der Betroffenen. Die Kamera begleitet die Jugendlichen in die Schule, in eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme und eine Behindertenwerkstatt. Gefragt werden die Menschen nach ihren Perspektiven und nach ihren beruflichen Träumen und Lebenszielen. Wie gestaltet sich das soziale Leben außerhalb der Familie und Institutionen in Beruf und Schule? Wie ist der Kontakt zu Freunden in einem von außen unterstützten Alltag? Wie ist der Umgang mit Sexualität und Partnerschaft? Geschildert wird das Spektrum FASD aus der Sicht der betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst. Im Zentrum stehen ihr Umgang mit ihren Beeinträchtigungen und ihr Erleben des Alltags.
Dokumentiert wird auch der Umgang der Pflegeeltern wie auch der zumeist nicht leiblichen Geschwisterkinder. Wie reagieren die Beteiligten, wenn ein Kind keine Regeln einhalten kann? Wenn alles, was man beibringt, am nächsten Tag wieder vergessen ist? Welche Grenzen setzt man einem Menschen, der keine Grenzen spürt? Eine Mutter beschreibt: »Man hangelt sich von Katastrophe zu Katastrophe.« Das Leben mit einem Kind mit FASD ist eine Herausforderung, die Überlastung und Ohnmachtsgefühle auslösen kann. Sie verlangt Kraft, Geduld und Flexibilität.
Auf der DVD kommen zudem Expert*innen zu Wort, u. a. zu folgenden Themen: Was sind die Anforderungen an die Eltern, was bedeutet die Diagnose für die Familie? Welche Therapien und Unterstützungsformen gibt es für Familie und Kind? Was bedeutet die Krankheit für das Kind? Welche Einschränkungen bzw. Besonderheiten hat es? Welche Bewältigungsstrategien gibt es? Welche Therapieformen und Hilfen gibt es für Betroffene und betroffene Familien?
Bonusfilme:
Interview mit Ralf Neier
Der Dipl.-Sozialarbeiter arbeitet mit Kindern und Jugendlichen mit FASD. Er spricht über die besonderen Herausforderungen für (Pflege-)Eltern und Erziehungsstellen im gemeinsamen Alltag mit einem Menschen mit FASD, über eine mögliche erzieherische Haltung gegenüber den Betroffenen und einen Perspektivwechsel. (26 Min.)
Interview mit Dr. Karin Hameister
Interview mit Dr. Karin Hameister, Chefärztin für Kinderneurologie an der Fachklinik für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie Königsborn, über die Diagnostik bei der Fetalen Alkoholspektrum-Störung. Sie erklärt unterschiedliche Therapieansätze und gibt einen Einblick in die Wirkungsweise von Alkohol auf das Kind während der Schwangerschaft. (20 Min.)
Wir könnten das hinkriegen
Michele und Sebastian sind ein Paar und leben mit FASD. Sie arbeiten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Auch wenn ihnen diese Arbeit Spaß macht, würden sie lieber anderen Berufen nachgehen. Dafür geht mit einem gemeinsamen Umzug der Wunsch in Erfüllung, endlich in der Stadt zu wohnen und ein Stück Selbstständigkeit zu leben. (9 Min.)
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