Jugendliche klären Jugendliche am besten auf, Jugendliche werden am besten durch andere Jugendliche aufgeklärt (Peer-Education). Bildung vollzieht sich hier nicht von oben nach unten, von wissenden Erwachsenen zu unwissenden Jugendlichen, sondern demokratisch-linear (Peer-Involvement). Videoarbeit bietet ihnen eine mediale Kommunikation mittels selbstproduzierter Filme, in denen sie die eigenen Welten reflektieren. Sie positionieren sich durch die visuellen und auditiven Reflexionen ihrer Innen- und Außenwelten, ihrer Ängste, Visionen und Träume. Das Besondere, das Schöne an diesen Artikulationen ist ihre Parteilichkeit, ihre subjektiv pointierte, unausgewogene Zuspitzung, ihre – im erfolgreichen Fall – parallele inhaltliche und bildliche Verdichtung in differenzierter Subjektivität.
Jungen drehen genauso gerne Filme und in der Regel in den gleichen Rollen wie Mädchen, wenn man sie lässt. Neben vielen Ähnlichkeiten im Film und beim Filmen spiegeln sich aber auch hier geschlechtsspezifische Rollensozialisationen. Jungen experimentieren im medialen Umgang stärker mit der Technik, Mädchen nutzen verstärkt ihre kommunikativen und sensiblen Fähigkeiten, Jungen präsentieren handlungsorientiert mehr ihr Äußeres, Mädchen mehr ihr Inneres. Kreativität und das Interesse an der Artikulation selbst sind jedoch geschlechtsunabhängig. Ohne Aneignung des Filmhandwerks und der Filmtechnik entsteht genauso wenig ein Film wie ohne eine gute Kooperation und Kommunikation beim Konzept, auf dem Set und bei der Montage.
Einen wichtigen Unterschied macht es jedoch, ob geschlechtshomogen oder koedukativ produziert wird. Wenn Jungen gemeinsam Filme produzieren, nutzen bzw. entwickeln sie durch eine weitgehende Autonomie gegenüber Mädcheninteressen Nähe untereinander und zu sich selbst, auch aufgrund eines solidarischen Wissens voneinander. Sie können sich und ihre Filmrollen freier reflektieren und produzieren.
Eine filmische Artikulation macht nur Sinn mit ihrer Publikation. Geschlechtshomogene Gruppen schaffen sich durch mediale Reflexion eine gemeinsame Identität und informieren sich und das andere Geschlecht. In Live-Präsentationen der Filme gehen die jugendlichen FilmemacherInnen in eine direkte emotionale Auseinandersetzung mit dem Publikum. Ein guter Film inspiriert, stößt eigene Auseinandersetzungen an und schafft so informelle Diskussionen Jugendlicher untereinander. Neue, demokratischere, weil für Privatpersonen direkte, einfache und kostenlose Möglichkeiten der Filmpublikation als Ergänzung zu etablierten Medien tun sich für Jugendliche durch die Nutzung von Handys und Internet auf.
Wenn Jungen Filme machen, wollen sie i.d.R. keine jungen Filmemacher sein – auch wenn sie dies de facto in dem Augenblick natürlich sind. Vielmehr machen sie oftmals ihr eines, singuläres Video, thematisieren eine ihnen wichtige Geschichte, und – auch wenn der Film klasse und erfolgreich gewesen ist – gehen dann ihren Weg anders weiter. Der Film hält diesen Moment jedoch fest und bleibt eine einzigartige Erinnerung eines Lebensausschnittes. Jugendliche Filmgeschichten zeigen ihren Alltag, sie versuchen im Normalen das Besondere zu suchen. In ihren Filmen zeigen Jugendliche ihre Lebenshintergründe. Die filmimmanente Verbindung von Emotion und Kognition fördert ein verbessertes Lernen. Jugendvideoarbeit bedeutet eine Kopplung von direkter und medialer Kommunikation mit inhaltlicher und künstlerischer Artikulation von Jugendlichen.
Die dominierenden Themen ihres Lebens und ihrer Filme sind Gewalt und Liebe bzw. Sex. Beides hat für Jugendliche lustvolle wie problematische Seiten und ist kreativ unerschöpflich. Weitere Jugendthemen, die jungenspezifisch medial reflektiert werden können, sind z.B.: Migration, sexuelle Orientierung, Diskriminierung, Sucht, Tod, politische Themen.
In Hinblick auf die Genrewahl in Jugendvideoproduktionen kann man feststellen, dass Jungen eher Spielfilme lieben wegen ihrer Möglichkeiten der Selbstinszenierung und der Selbstpräsentation. Mädchen haben aufgrund ihrer empathischen und kommunikativen Fähigkeiten eine größere Affinität zum Dokumentarfilm.
Gewalt spielt eine wichtige Rolle in den Videoproduktionen von Jungen. Will man die Thematisierung von Gewalt in den Filmen von Jungen und Mädchen geschlechtsspezifisch unterscheiden, so fällt neben vielen Gemeinsamkeiten auf, dass Mädchen mehr Opferrollen mit persönlichen Erlebnissen und Ängsten reflektieren (und damit die Opferrolle verlassen), Jungen dagegen eher lustvoll-spielerisch Gewaltillusionen schaffen. In ihren Filmen können sie – bigger than life – folgenlos böse oder Helden sein. Gewaltinszenierungen machen Spaß in der Mischung von Lust und Angst. Sie sind kreativ-ästhetisch spannend und gehören quasi als Potenzbeweis zum Heldenmythos der Jungen. Gewalt im Film ist sexy und macht sexy. Es macht Spaß, mal im Spiel böse zu sein. Durch die Ästhetisierung der Gewalt im Film kommen gerade auch Jungen, die in der Realität nicht-körperlich, nicht-gewalttätig sind, ihrem sozialisierten männlichen Interesse an körperlicher Gewalt, Kampf, Waffen- und Gewalttechnik nach. Wo in der Lebenswirklichkeit die Männerrolle neu er- und gefunden werden muss, inszenieren und spielen sie lustvoll »alte« Rollen in der Scheinwelt des Films. Die inszenierte Gewalt wirkt oft ohne ihre Problematisierung spekulativ, wird aber i.d.R. durch ihre Überhöhung, durch ihre Ironisierung oder auch durch künstlerische oder schauspielerische Unfähigkeiten (im Vergleich zu den »großen Vorbildern im Kino und Fernsehen) dramaturgisch gebrochen. Gewalt in ihren Filmen vollzieht sich immer mit dem Wissen der Inszenierung, d.h. der bewussten Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion.
Filmische Gewaltinszenierungen sind für Jungen eine Möglichkeit zur Provokation gegenüber Erwachsenen, gegenüber Erziehung und gesellschaftlicher (Schein)Moral. Und je besser ihre Filme sind – und dies ist ein böser Antagonismus für die Jungenvideoarbeit –, desto mehr Wirkungskraft haben sie bei den Erziehenden in der Verwechslung von Fiktion und Realität, sodass diese ihre Ängste fokussiert in der Wirkungsvermutung einer Verrohung oder einer Übernahme der Gewalttätigkeiten auf die Jungen projizieren.
Dargestellte Gewalt sehen die meisten Erziehenden negativ, viele Künstler sehen das – genau wie Jungen – anders. Gewalt in ihren Filmen, egal in welcher filmischen Wertung, heißt immer auch Auseinandersetzung mit und Reflexion von Gewalt und wirkt so gewalt-präventiv für das reale Jungenleben. Man muss sich mit Gewalt intensiv beschäftigen und sie durchdringen, um sie interessant zu visualisieren. Wenig hilfreich ist insofern der manchmal in pädagogischen Institutionen postulierte Vorwurf an »böse« Medienpädagogen, welche die eigentlich »lieben« Jungen durch die medienpädagogische Unterstützung szenischer Gewaltdarstellungen in deren Filmen verderben. Das Thema Gewalt wird in solchen Institutionen gerne – ängstlich – ausgeblendet oder nur als Problem wahrgenommen, das aber nicht dargestellt oder in seiner Ambivalenz aufgearbeitet werden darf. Zeigbar sind nur die Wege aus der Gewalt und nicht die Wege in die Gewalt oder die Gewalt selbst, was erstens filmisch und dramaturgisch langweilig und uninteressant ist, und pädagogisch verkennt, dass vor einer Problemlösung eine Problemerkenntnis stehen sollte, die dann Auseinandersetzungs- und Heilungsprozesse initiieren kann. (Die negative Bewertung von filmischer Gewalt hat vielleicht auch etwas mit einem defizitären Jungenbild von den in der institutionellen und familiären Erziehung dominanten weiblichen Erziehenden zu tun, die Gewalt auch aufgrund einer anderen geschlechtsspezifischen Sozialisation negativ bewerten, in der Realität wie im Film.)
Eine politische und pädagogische Gewaltdiskussion, die sich mit den Folgen medialer Gewalt für Jugendliche (und hierbei vor allem Jungen), und eine mediale Gewaltdiskussion, die sich mit den Gefahren durch gewalttätige Jungen beschäftigt, lenkt außerdem davon ab, dass Jugendliche im viel größeren Ausmaße Opfer als Täter von direkter und struktureller Gewalt sind, und zwar in der Regel Opfer von Gewalt durch Erwachsene. Sie werden geschlagen, sexuell missbraucht, gedemütigt. Sie leiden unter Armut, Flucht aus Krisengebieten und Menschenrechtsverletzungen. Sie werden krank und behindert von Umweltzerstörungen. Ihnen wird mit Trennungen der Eltern Vater- oder Mutterliebe vorenthalten. Sie sind besonders betroffen von Ausbildungsnot und Arbeitslosigkeit. In ihren Filmen können Jungen also auch die Gewalt zeigen, die sie selbst erleben, unter der sie leiden. Die dargestellten Probleme sind von ihnen als Opfer oftmals nicht zu lösen, da Erwachsene für sie verantwortlich sind. Die Darstellung schafft ihnen jedoch eine positive Artikulationsmöglichkeit, ihrer Ohnmacht zu entfliehen, sich anderen mitzuteilen, die vielleicht ähnliche Erfahrungen haben und verständnisvoll solidarisch sein können.
Mediale Gewalterfahrungen und eine strukturell gewalttätige Gesellschaft werden also auch in Gewalt enthaltenden Jungenfilmen reflektiert, gewalttätige Filme haben aber ursächlich in der subjektiven Wahrnehmung der jungen Filmemacher nur wenig mit realen Gewalterfahrungen in ihrem Leben zu tun. Das heißt, wahrgenommene Gewalt ist die Grundlage ihre Filme, reale Gewalt aber nicht die Folge von Gewalttätigkeiten in ihren Filmen. Dieses anzunehmen unterschätzt die Medienkompetenz der Jungen und verkehrt den Erfolg in Misserfolg, den kreativen Spaß in ein Problem des Jugendschutzes, bekämpft die Kunst mit (schwarzer) Pädagogik und verwechselt dabei Ursache und Wirkung. Das zentrale Gewaltmotiv in Jungenfilmen nicht (oder nur problematisierend) zuzulassen, heißt ein wichtiges Interesse der Jungen, einen wichtigen Teil ihrer Persönlichkeit nicht oder nur defizitär wahrzunehmen.
Das dritte wichtige Genre in der Jungenvideoarbeit – neben dem Spielfilm und der Reportage bzw. Dokumentation – ist das Musikvideo. Wie in der Musikszene dominieren Jungen bzw. Männer die Musikvideoszene. Musik ist neben Sport eine der letzten großen Rückzugs- und Präsentationsräume von Jungen und Männern, wo diese mit ihren Fähigkeiten glücklich strahlen können. Jede kleine wie große Band braucht zur eigenen Promotion ein Musikvideo, welches dann möglichst breit im Internet auf YouTube oder auf Handys publiziert wird. Musikvideos spielen auch für die Identität der Bandmitglieder eine wichtige Rolle. Der filmische Stil unterscheidet sich in den verschiedenen Musikstilen, die mit bestimmten Jugendkulturen und deren Erscheinungsformen verbunden sind.
Hip-Hop ist die Musik des jungen Prekariats und hat einen Schwerpunkt bei Jungen mit Migrationshintergrund. Gerappt wird vor allem in deutscher Sprache, es gibt aber auch –angelehnt an die amerikanische Künstlerszene – englischen Hip-Hop und vor allem – je nach Herkunftsland – russischen, türkischen und arabischen Rap. Aufgrund der Dominanz dieses Musikstils und der Dominanz dieser i.d.R. sozial benachteiligten Jugendlichen in der Jugend- und Sozialarbeit ist das Hip-Hop-Musikvideo ein gute Möglichkeit der Jungenvideoarbeit, mit einigen Vor- und Nachteilen für die anleitenden PädagogInnen.
Die Jungen lehnen sich stark an die Vorbilder professioneller Musikvideos an. Hier wie dort geht es um eine Mischung aus Rap, Tanz und manchmal auch Spielszenen. Neben der Musik und dem Lebensgefühl geht es auch und gerade in diesem Jungengenre um die körperliche Selbstpräsentation als junge, coole, potente Männer gegenüber Mädchen, jungen Frauen und auch anderen Jungen, von denen sie dafür bewundert werden wollen.
Die Filme sind genauso einfach (und billig) zu produzieren wie (im Internet) zu präsentieren, weil sie durch den bestehenden Soundtrack nur über die Bildsprache gehen. Ein solches Musikvideo benötigt nur einen Tag mit einem Kameramann und einem Cutter, die Aufnahmen und die Montage sind i.d.R. schnell, assoziativ, ästhetisierend, bewegt. Durch das gewollt Fragmentöse gelingt ein (einfacher) Film leicht und schnell.
In ihren Hip-Hop-Stücken und -filmen reflektieren und glorifizieren sich gerade sozial benachteiligte Jungen als Underdogs in ihrer Lebenswelt nach ihren Vorbildern aus Berlin, New York oder L.A. Sie träumen davon, mit ihrer Musik groß herauszukommen und damit ihre armen Lebenswelten zu verlassen. Ihre prekäre Situation in oftmals verslumten, urbanen Wohnvierteln wird umgedreht und kultiviert zur coolen Attitüde.
Ein pädagogisches Problem bzw. Problem der PädagogInnen sind bei Hip-Hop-Musikvideos die oftmals frauenverachtenden und gewalttätigen Texte, die möglichst assoziativ dem Inhalt entsprechend visualisiert werden. Die jungen Männer spielen und wiederholen die rückwärtsgewandten Klischees der echten und der medialen Welten, die sie umgeben. Es ist ein Spiel zwischen Fiktion und Realität mit einem Wechsel zwischen den Welten. Dadurch schreiben sie ihre Position aber auch fest und kultivieren diese. Der vermeintliche Ausbruch aus den problembehafteten Lebensumständen wird zum Pausentraum des Lebens.
Das Problem der PädagogInnen ist der Spagat zwischen der Akzeptanz der Jungen mit dieser ihnen wichtigen Kulturtechnik auf der einen Seite, die immerhin bei allen inhaltlichen Schwierigkeiten mit der Musik auch viele positive Wirkungen von sozialer, künstlerischer und medialer Kompetenz bedeutet und über die es mit vielen Jungen überhaupt nur möglich ist, auch über andere Themen ihres Lebens ins Gespräch zu kommen. Auf der anderen Seite stehen die eigenen und erzieherischen Werte vor allem in Bezug auf den Umgang mit Gewalt und Geschlechtsrollen, sodass jeweils nach dem eigenen Maßstab der PädagogInnen ausgehandelt wird, wo die Grenzen der Unterstützung der Jungen – abhängig von den Inhalten der Musik – gesetzt werden. Gerade dieser autoritätsverneinenden Subkultur und dem Freiheitsbedürfnis der werdenden Männer entspricht es andererseits gar nicht, durch ältere, bürgerliche PädagogInnen mit anderen musikalischen Vorlieben inhaltlich und ästhetisch gegängelt zu werden.
Neben geschlechtsspezifischen Videoprojekten, in denen Jungen ausschließlich mit Jungen Filme drehen aufgrund von Freundschaften, filmidee-orientiert oder weil »zufällig« keine Mädchen da sind, stehen die reflektierten Videoprojekte für Jungen, die ihre gezielte Selbstthematisierung unterstützen. Im Folgenden werden einige dokumentarische Projektbeispiele aus der medienpädagogischen Arbeit des Medienprojektes Wuppertal vorgestellt, welche die vielfältigen Themen der Jungen-Identitätsfindung und -lebenswelten berühren. Alle Filme wurden lokal im Kino uraufgeführt und werden vom Medienprojekt Wuppertal (www.medienprojekt-wuppertal.de) auf DVD als Bildungs- und Aufklärungsmittel vertrieben.
In der Filmreihe haben sich Jungen und junge Männer porträtiert, die straffällig wurden. Die Jugendlichen wurden verschieden intensiv straffällig: Einige hatten nur einzelne »kleinere« Gewaltdelikte ohne gerichtliche Folgen begangen, andere mit stärkeren oder häufigeren Taten erlebten gerichtliche Folgen wie Sozialstunden oder Antiaggressionstrainings. Ein Film wurde mit Intensivstraftätern gemacht, die schon aufgrund von Gewalt- und Drogendelikten, Überfällen oder Einbrüchen im Knast waren, ein weiterer porträtiert junge Männer im Knast. In den Filmen reflektieren die Beteiligten ihre jeweilige Lebenssituation: ihre Straftaten (mit dem Schwerpunkt Gewalt), ihre subjektiven Gründe und Motivationen hierfür und die Folgen für sie selbst und andere. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Wirkung von gerichtlichen Strafen auf diese Jugendlichen, von Antiaggressionstrainings, Sozialstunden und Jugendarrest über geschlossene Heime bis hin zum Knast.
In dem Dokumentarfilm reflektieren Jugendliche offen ihren Umgang mit Pornografie im Internet, auf DVDs, in Zeitschriften etc. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen Pornografie, Sexualität und Moralvorstellungen. Jugendliche mit sehr verschiedenen Meinungen zu Pornografie wurden in längeren Einzelinterviews befragt. Drei Jungen und drei Mädchen wurden geschlechtsgetrennt beim gemeinsamen Pornokonsum (DVDs, Magazine, Internet) dokumentiert und dieser anschließend reflektiert. Im Zentrum stehen die Fragen, was Pornografie für Jugendliche bedeutet, d.h., warum sie wie viel und was gucken bzw. nicht gucken und wie Pornografie auf sie wirkt. Welche Gefahren sehen sie für sich und andere und welche Bedeutung haben Altersbeschränkungen und Verbote für sie? In welchem Zusammenhang steht Pornografie zu ihrer eigenen Sexualität und wie sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede? Pornografie wird (auch) moralisch, politisch und in Bezug auf das transportierte Menschen- und Frauenbild erörtert.
Eine interessante, weiterentwickelte Variation der geschlechtsspezifischen Arbeit ist bei diesem wie auch anderen sexualpädagogischen Projekten die nur phasenweise stattfindende Geschlechtertrennung im Laufe des Projektes. Konzept und Schnitt erfolgen gemeinsam, bei den Dreharbeiten wird, um eine höhere Autonomie und Intimität zu erzeugen, geschlechtsgetrennt gearbeitet.
Die Dokumentationsserie zum Thema »Gewalt an der Schule« wurde in koedukativen und geschlechtsspezifischen Jungen- bzw. Mädchenprojekten produziert. Sie behandelt folgende Aspekte: physische und psychische Gewalt von Schülern und Schülerinnen untereinander (insbesondere Mobbing), Gewalt zwischen LehrerInnen und SchülerInnen (auch sexualisierte Gewalt), Gewaltstrukturen der Schulen selbst. Gewalt wird anhand von authentischen Fallstudien von Jugendlichen verschiedener Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) und beiderlei Geschlechts aus der Täter-, Opfer- und Zuschauersicht reflektiert. Hierbei werden auch die Rollen der LehrerInnen und Eltern in die Entstehung von Gewaltprozessen miteinbezogen.
Im Film porträtieren sich verschiedene junge Computerspieler selbst. Sie beschreiben, was und wie häufig sie spielen und was sie motiviert. Von Ego-Shooter- über Online-Rollenspiele bis hin zum Partyspiel stellen sie die Games vor, mit denen sie sich beschäftigen. Im Vordergrund steht für sie der emotionale Kick, Spaß zu haben, Stress zu vergessen, abzuschalten. Bezüglich des Abtauchens in »andere« Welten werden die Zusammenhänge und Wirkungsfolgen zwischen der realen und der virtuellen Welt reflektiert und problematisiert. Die Jugendlichen beschreiben ihre unterschiedlichen Spiel-Settings auf LAN-Partys mit und gegen »reale« Freunde, in weltweiten Clans im Internet, beim Zocken im Internetcafé oder alleine zu Hause.
Der Film problematisiert zwei entscheidende Fragen des Computerspielens: In welchem Zusammenhang steht die Computerspielsucht mit der Vernachlässigung der sozialen Bezüge? Spielen die Jugendlichen, weil sie wenig soziale Kontakte haben oder schafft das exzessive Spielen diese Vereinsamung erst? Zum anderen befragen sich die Jugendlichen zu Computerspielen, die Gewalt enthalten: zur Darstellung von Gewalt, zum Töten, zur eigenen Teilnahme daran. Sie erzählen, dass und wie diese Gewaltdarstellungen ihnen Spaß machen, weil sie nicht real sind. Für das Ausleben von Phantasien in virtuellen Welten sind das Schocken und der Kick durch Gewalt wichtige Spielmotivationen.
Für dieses Videoprojekt zur politischen Bildung wurde vor und hinter der Kamera vor allem mit Jungen bzw. Männern gearbeitet. Inhalt des Dokumentarfilms sind die neuen Erscheinungsformen von Rechtsextremen, die sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt haben. Neonazis wie die »Autonomen Nationalisten« sind auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden von den Angehörigen linker Subkulturen. Rechtspopulisten wie die Mitglieder der »Pro-Bewegung« versuchen sich bürgernah zu geben. Der Film beschreibt diese Strömungen aus verschiedenen Blickwinkeln.
Bei der Premiere des Films im lokalen CinemaxX versuchten 20 Rechtsextreme die Veranstaltung gewalttätig zu stören. Einige Monate später marschierten 200 Neonazis trotz großem Protest durch Wuppertal. Auch hierzu wurde mit Jugendlichen unter dem Titel »Hallo ihr Trottel« eine Doku gedreht und im Kino, auf DVD und auch sehr erfolgreich auf YouTube präsentiert (http://www.youtube.com/user/halloihrtrottel).
Eine muslimische Jugendgruppe aus Deutschland wurde in den Osterferien 2008 während ihrer Pilgerreise Umra nach Mekka und Medina mit der Videokamera begleitet, um ihr religiöses Erleben und die Bedeutung des Besuches der heiligen Stätten zu dokumentieren. Der Film beschreibt auch die persönlichen Konsequenzen, welche die Jugendlichen aus den Erlebnissen für ihr Leben ziehen. Für das Projekt wurde – wie häufig bei religiösen, muslimischen Videoprojekten – geschlechtsspezifisch gearbeitet.
In den Videoworkshops produzierten junge Schwule und Lesben Reportagen und Kurzspielfilme über das junge lesbische und schwule Leben und Lieben u.a. zu den Themen Sexualität, Gewalt/Diskriminierung, Situation von lesbischen und schwulen MigrantInnen, Unterschiede verschiedener Generationen von Lesben, Transsexualität, Outing, Queer in Schule und Ausbildung, Intoleranz unter Schwulen, schwul/lesbischer Alltag und Utopien.
Wenn junge Schwule Filme drehen – und sie machen es gerne, wenn man sie lässt oder überhaupt wahrnimmt – thematisieren sie sich und ihre (Sub-)Kultur fast ausschließlich selbst. Sie fühlen sich jung und sexy und zeigen dies in ihren Filmen. Im Vordergrund stehen Sex in allen Spielarten, Beziehungen zu anderen Jungen, tuntig sein, die erwachsene schwule Subkultur und das Verhältnis zu männlichen Heteros und lesbischen Mädchen. Durch ihre offenere Thematisierung von Sexualität und Beziehung im Alltag können sie auch filmisch intimer werden. Sie haben Spaß an der Selbstinszenierung und verarbeiten manchmal mit ihren Provokationen ihre eigene gesellschaftliche Ausgrenzung. Trotz der manchmal latenten Frauenfeindlichkeit kommen diese Filme durch ihre unterhaltsame Direktheit mit Beziehungsreflexionen bei Hetero-Mädchen und Frauen und natürlich anderen Schwulen gut an, auf Heterojungen wirken sie provozierend bedrohlich.
In der Filmreihe »Behinderte Liebe« beschreiben junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen offen ihre Erfahrungen, ihre Wünsche und Ängste zu Liebe und Sexualität. Die Dokumentationen sollen als Bildungsmittel der Aufklärung und Sensibilisierung für junge behinderte und nicht-behinderte Menschen dienen. Die Themen der Filme sind u.a.: das Erste Mal, Partnersuche, Verhältnis von Liebe und Sexualität, Lust und Selbstbefriedigung, Geschlechtsrolle und sexuelle Identität, Homosexualität, Vorurteile und Diskriminierungen, Verhütung und Kinderwunsch. Die Filme zeigen, wie ähnlich die Wünsche und Ängste und wie unterschiedlich das sexuelle Erleben (auch) bei jungen Behinderten ist und stellen die Frage, wie stark sie sexuell und beziehungsmäßig behindert sind oder werden.
Für die Projektreihe wurde sowohl in koedukativen als auch in geschlechtsspezifischen Projekten gearbeitet, um autonome, ehrliche und intime Artikulationen zu fördern. Einige Projekte wurden inklusiv umgesetzt, d.h., behinderte und nicht-behinderte Jugendliche haben für die Videoproduktionen zusammengearbeitet. Bei den Projekten wurden die behinderten TeilnehmerInnen ihren Einschränkungen entsprechend bei der Videoproduktion unterstützt.
Gerade bei religiös bzw. kulturell Diskriminierten, bei Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung angefeindet und ausgegrenzt werden, bei denjenigen, die Opfer von psychischer oder physischer Gewalt werden, besteht ein großes Bedürfnis, Film als Mittel zu nutzen, medial die eigene Geschichte der Öffentlichkeit zu erzählen, den Finger in erlebte gesellschaftliche Wunden zu legen und Ohnmachten zu überwinden. Hierfür ist der publizierte Film als Artikulationsmedium eine hervorragende Möglichkeit und schafft so gesellschaftliche Partizipation.
Eine reflektierte Jungenvideoproduktion erfordert den ganzen Einsatz des möglichst männlichen Anleiters, weil die sozialen und kommunikativen Kompetenzen von Mädchen als »Hebammen« für Jungenentfaltung fehlen. Die Jungen werden im geschlechtshomogenen Setting persönlicher, haben höhere Ansprüche und fordern verstärkt Statements von Erfahrungen und Meinungen des Anleiters als Vorbild bzw. Zukunftsprojektion. Jungenfilme mit einer autonomen »männlichen« Identität zu entwickeln, ist schön, aber auch anstrengend für Jungen wie für ihre Anleiter. Sie sehen sich Ansprüchen »ihrer« Mädchen, ihrer männlichen Vorbilder und anderen Jungen gegenüber. Werden sie verbal oder filmisch intim, sehen sie sich der Abwertung als unmännlich und damit schwul ausgesetzt. Videoarbeit mit Jungen setzt Lust auf Jungen und Lust auf Medien voraus, der Umgang mit Medien und Jungen macht Spaß, ist aber auch anstrengend.
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