Medienprojekt Wuppertal wird Dieter Baacke Preisträger 2019 für herausragende Medienpädagogik
Bundesfamilienministerium und Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) zeichnen Umweltfilmprojekte des Medienprojekt Wuppertal aus. Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verliehen in München gemeinsam die bundesweite Auszeichnung für herausragende medienpädagogische Arbeit. Der Dieter Baacke Preis zeigt Beispiele und Methoden, wie aktuell, vielseitig, visionär oder auch gut vernetzt Medienbildung heute sein kann. Und wie Medienpädagogik bald überall aussehen sollte.
www.dieter-baacke-preis.de
Der Sonderpreis »Sei frech und wild und wunderbar!« ging an die Junge Umweltredaktion des Medienprojekt Wuppertal für die Filmreihe über Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Projektbeschreibung:
Klima- und Umweltschutz sind große aktuelle Themen, nicht nur für Jugendliche, aber für diese besonders. Die Jugendredaktion hat sich zur Aufgabe gemacht, über Umweltschäden, Umweltaktivismus und klimagerechtes Verhalten zu berichten und Stellung zu beziehen. In Videoclips greifen sie auch aktuelle Social Media-Formate, beispielsweise typische YouTube-Formate wie Challenges oder Hauls, ironisch auf und setzen dabei den Blick auf umweltpolitische Themen. Zu sehen sind auch engagierte Dokumentationen über Fridays for Future oder Aktionen des zivilen Ungehorsams von Ende Gelände. Mediale Teilhabe, Selbstwirksamkeit und politisches Engagement gehen als gelungenes Modell Hand in Hand. Ermöglicht durch den seit vielen Jahrzehnten herausragenden medienpädagogische Kontext des Medienprojekts Wuppertal.
Ziele:
In der Filmprojektreihe soll mit Jugendlichen Filme zum Themenkreis Umwelt, gerechte Globalisierung und nachhaltiges Leben produziert werden. Die Filme sollen Kopf, Herz und Hand ansprechen. Wichtig hierbei sind die Relevanz und der persönliche Bezug der Themen im Leben von jungen Menschen.
Laudatio Dieter Baacke Preis 2019 von Anna Grebe, Initiativbüro »Gutes Aufwachsen mit Medien«:
»Ende Gelände« gegen Braunkohleabbau, die generationenübergreifenden Demonstrationen und Waldspaziergänge bei »Hambi bleibt«, die Blockaden von Extinction Rebellion, die weltweiten Proteste im Rahmen von »Fridays for Future« – ich würde gerne sagen: Klimaschutz ist ein Thema, an dem niemand mehr vorbeikommt, der*die es ernst mit einer guten Zukunft für alle Menschen meint. Doch angesichts der bislang zögerlichen politischen Klimaschutzmaßnahmen als auch der ungebrochenen konsumfreudigen Bequemlichkeit vieler Menschen, braucht es noch mehr Projekte wie jenes, das wir heute mit dem diesjährigen Sonderpreis auszeichnen möchten.
Die Junge Umweltredaktion des Medienprojektes Wuppertal leistet mit ihrem vielfältigen und denkwürdigen YouTube-Kanal zu dieser Debatte eine Vielzahl an wichtigen Beiträgen: Kurze dokumentarische Formate im Rahmen politischer Protestaktionen in Wuppertal, Berlin oder im Hambacher Forst, Interviews mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei Klima-Demos oder Gespräche mit Umweltaktivist*innen in Protestcamps zeigen, wie ernst es die Redaktion mit ihrem journalistischen Auftrag meint. Kurze Clips im Stil typischer YouTube-Genres, die satirisch gewendet zum Beispiel die dank des Meeresspiegelanstiegs im Hamburger Hafen versunkene Elbphilharmonie als Abenteuerparadies für Tauchurlauber*innen anpreisen, oder Shopping-Hauls, in denen sich die quirlige Influencerin darüber freut, dass ihr T-Shirt für nur 1 Euro von ganz kleinen Kinderhänden genäht und bestickt wurde und dafür (wow!) »ein ganzer Fluss« vergiftet wurde, betten das Thema Klimaschutz in digitale Erfahrungswelten von Kindern und Jugendlichen ein und bringen uns als Zuschauer*innen zum Lachen, auch wenn das Thema eigentlich zum Heulen ist.
Der Jungen Umweltredaktion gelingt es ausgezeichnet, das filmisch einzufangen und umzusetzen, was Kinder und Jugendliche im Kampf für Klima- und Umweltschutz gerade eint (und so manche Eltern schockiert, verwundert oder auch begeistert): zum einen der Blick auf die »großen« politischen Fragestellungen und die Aufforderung an Politiker*innen, ihre Versprechen einzulösen; zum anderen die Selbstverpflichtung, das eigene Konsumverhalten kritisch zu überprüfen und Dinge im Kleinen zu verändern, zum Beispiel in Form einer 10-Tage-Vegan-Challenge. Dazu gehört für die Filmemacher*innen, filmisch Widerstand zu leisten und Widerstand zu filmen, zum Beispiel, wenn vor laufender Kamera ein Demonstrant im Hambacher Forst von der Polizei festgenommen wird und das junge Filmteam mit lauten »Pressefreiheit! Pressefreiheit!«-Rufen darauf aufmerksam macht, dass sie ein Recht darauf haben, die Festnahme zu dokumentieren.
Die Redaktion hat sich zum Ziel gesetzt »[…] Utopien [zu] beschreiben, zum Umdenken an[zu]stoßen und dabei [zu] helfen, mehr Menschen zu mobilisieren – für unsere Zukunft!«. Liebe Junge Umweltredaktion, ihr seid nicht die Zukunft. Ihr seid die Gegenwart. Und ich danke euch im Namen der Jury des Dieter Baacke Preises von Herzen, dass ihr mich und uns daran erinnert, dass wir die Pflicht haben, Gegenwart und Zukunft mitzugestalten. Und dafür zu wagen, frech, wild und wunderbar zu sein. Herzlichen Glückwunsch!
Die Filme sind zu sehen auf dem Youtube-Kanal der Umweltredaktion des Medienprojekt Wuppertal:
Zum Youtube-Kanal
Die Filmreihe unter dem Titel »For Future« kann als Bildungsmittel als DVD oder Stream beim Medienprojekt Wuppertal bestellt werden:
Zum Film »For Future«